Sonntag, 15. April 2018

Tüünstedt  –  15. April 2018
TÜÜNSCH – die Sprache der Tüünstedter

Tüünstedter Sitten und Gebräuche sowie Tüünsch und seine speziellen Begriffe werden von Kontinentaldeutschen oft nicht verstanden. Deshalb hier mal wieder ein paar Erläuterungen. 
Die Liste ist unvollständig und vermutlich nicht für eine wissenschaftliche Dissertation geeignet.
Keine Gewährleistung bei unpassender Anwendung.

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Tüünstedter Rechtschreibung:
Lang betonte Vokale werden verdoppelt : Tüünkram, Plüüsch, Klookschiiter.
Kurz betonte Konsonanten werden verdoppelt : Sabbel, Appel, Pütt, gnaddelig.
Zeichensetzung sowie Groß- und Kleinschreibung nach Lust und Laune.
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Tüünstedter Aussprache:
Tüünsch wird ziemlich genuschelt. Das g am Ende wird wie ein weiches ch ausgesprochen: drööch, gnaddelich, lussdich. 
Bei der Endung auf el, en und es wird gerne das e vergessen: Beern statt Beeren, Birn statt Birnen, Klüüsn statt Klüüsen, nööln statt nöölen, Büdl statt Büdel, Abbl statt Appel (Apfel).
Auch das t, das r und das k werden gelegentlich „verschliffen“. Dann wird aus Hamburg Hamboäch, aus Barmbek wird Baambeeg, aus Berlin wird Bäälin, aus Bier wird Biiä, aus Lokführer wird Loggfüürä. Ein mittleres t wird zum d (lussdich satt lustig), Daddl statt Dattel 
Das früher so markante ssspitze Anfangs-S – der ssspitze Ssstolperssstein – erliegt zunehmend dem Terror des warmweichen süddeutschen sch: Also schpidser Schdolberschdein, Schdingbüdl, Schdube, Schdeffanii.
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Zur Begrüßung Küsschen links, Küsschen rechts geed gaanich !
„Moin“ oder etwas freundlicher „Moin Moin“, und falls man die Leute wirklich mag, leicht mit dem Kopf nicken. Fertig!
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Tüünstedter Begriffe (unvollständig):

Appel  –  Apfel 
appeldwatsch  –  unsinnig, seltsam, albern
anköteln  –  anbiedern, aufdringlich einschmeicheln

Bangbüx  –  Angsthase
basch  –  ungehobelt, frech, kess (basche Deern)
Bikkbeern  –  Blaubeeren
Bonnsche  –  Bonbon
Brass  –  schlechte Laune
brääsig  –  dickfellig, träge, behäbig,
Buddel  –  Flasche
Büdel  –  Beutel
Büschen Wind  –  Sturm
buuten un binnen  –  draußen und drinnen 
Buttje  –  kleiner Junge / kleiner Mann

Deern  –  Mädchen (schelmisch auch für Frauen)
Döösbaddel  –  Dummkopf
Dööntjes  –  kurze, schräge Erzählungen
dröög  –  trocken, langweilig
Dröönbüdel  –  langsamer, bedächtiger Kerl
duun  –  betrunken

eisch  –  1. ungezogenes Kind (eischer Lümmel)
         –  2. schick / adrett gekleidet (eische Deern)

Feudel  – Wischmopp
Flunnsch moken  –  schmollen, unwilliges Gesicht machen
Fruunslüüd  –  Frauen
Fofftein  –  (Fünfzehn) Arbeitspause

gediigen  –  merkwürdig, seltsam (positiv kritisch)
gnaddelig  – schlecht gelaunt
Glitsche  –  glattes Wegstück (Eis-Glitsche)
Göör  –  freches Kind

Hööge / höögen  –  Vergnügen / sich vergnügen
Hööker  –  Händler (Gemüse, Kohlen etc.)
Hutschefiidel  –  sehr kleines Auto

jachtern  –  herumtollen, hetzen
jiipern  –  unbedingt haben wollen

Kaffeeklappe  –  Kiosk
keen Grütz unner de Mütz  –  dumm 
klamüüstern  –  (utklamüüstern) was ausdenken
kleien  –  kratzen (klei di an’n Mors)
Klokk  –  Uhr (klokk Veer / Vier Uhr)
Klookschiiter  –  Klugscheißer 
klöönen  –  gemütlich plaudern (Klöönschnakk)
klöterig  – unwohl (bregenklöterig = Kopfschmerzen)
Klunntjes  –  Kandiszucker für’n Tee
Klüüsen  –  Augen (dicke Klüüsen = geschwollene Augen)
krüüsch  –  kritisch, wählerisch
Kööm  –  Kümmel (Schnaps mit Kümmel)

lütt  –  klein
Lüüd  –  Leute

Makker  –  grober Kerl
Mannslüüd  –  Männer
middenmang  –  mittendrin
Missingsch  –  Hamburger Mundart, ziemlich gemischt
Mors  –  Hintern, Arsch

nöölen  –  quengeln, meckern, nörgeln,
Nukkelpinne  –  kleines langsames Boot oder Auto

obstinaatsch  –  widerspenstig, aufsässig, renitent

pliitsch  –  schlau, pfiffig 
piisaggen  –  jemanden ärgern, quälen,
Plünn  –  Kleidung, Sachen
Plüüschmors  –  Hummel 
puulen  –  etwas auspuhlen (Erbsen, Krabben etc.)
Puuschen  –  bequeme Hausschuhe aus Filz
pusseln  –  fummeln, basteln (rumpusseln)
Pütt  –  Eimer
püttschern  –  Flüssigkeit verschütten 
                 –  umständlich handwerken

Quiddje  –  vorlauter, aber ahnungsloser Nicht-Tüünstedter 

rammdöösig  –  Kopfschmerzen, benommen,
Rundstück  –  Brötchen, Schrippe, Semmel

Sabbel  –  Mund
sabbel nich, dat geit  –  rede nicht, das funktioniert
Sabbelknochen  –  Mobilphone / Handy 
Schiit  –  Scheiße
Schiitbüdel  –  Kleinkind mit Windel (liebevoll gemeint)
schnakken  –  reden (mehrdeutig)
Schnakker  –  Redenschwinger ohne Wert
snoopen  –  naschen
Sottje  –  Schornsteinfeger
Swutsch  –  „um die Ecke gehen“, in die Kneipe etc.
suutje  –  bedächtig, gemütlich, langsam

Tüdelkram  –  (unnützer) Kleinkram
tüdelig  –  verwirrt

Udl  –  Polizist (heute fast überall Bulle genannt)

versuusen  –  verlegen, verschlampen
verklaaren  –  erklären

Woddeln  –  Wurzeln, Möhren, Karotten

Zampelbüdel / Zampel  –  Stoffbeutel mit Schulterriemen (kleiner Seesack)
zappnduuster  –  stockdunkel / alles zu spät

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Rollo von Tüünstedt und Schwester Hildegard diskutieren schon eine Weile, ob das Tüünstedter Genuschel auch in die Tüünstedter Rechtschreibung einfließen sollte. 
Theo Retisch und Oberkommandierender RT geben dagegen zu bedenken, dass normale Kontinentaldeutsche uns dann garnicht mehr verstehen würden. 
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Susi Skript / Tüünstedter Nachrichten Manufaktur

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